Die Geschichte der blauen Schreibmaschine

Die blaue Schreibmaschine habe ich zwei Menschen zu verdanken: Ueli und Carlota.

Als Ueli und ich uns begegneten, kannte ich bereits seine Stimme. Und seinen Namen: Ueli Zindel, Nachrichtensprecher bei Radio SRF – ich Praktikantin, frisch von der Uni. Am Rande von Früh- und Spätschichten diskutierten wir über Literatur und Theater, unsere Ideen und Projekte, Geschichten, die vor vielen Jahren geschrieben worden waren oder erst noch geschrieben werden sollten. Den Text des Bühnenstücks «Pueblos de la Nostalgia» verfasste ich mit Uelis Stimme im Ohr. Er war so grosszügig, sie uns dafür zu leihen. Und mir irgendwann eine blaue Schreibmaschine zu schenken, die seither bei mir zu Hause steht und mich an ihn erinnert. Ueli ist im Januar 2022 verstorben.

Und Carlota? Während meiner Zeit als Auslandredaktorin bei Radio SRF reiste ich immer wieder nach Madrid, für Interviews und Reportagen. Ein Quartier habe ich besonders ins Herz geschlossen: Lavapiés mit seinen engen Gassen, dem Fischhändler, der jeden Abend das Eis vor seinem Laden auf dem Pflaster auskippte, dem Stimmen- und Sprachengewirr, den Bars und Cafés, in denen ich bis spätabends an meinen Beiträgen schrieb und mich quer durch das Tapas-Buffet ass. Eine davon ist die Adorado Bar in der Calle del Mesón de Paredes. Schon gleich beim ersten Besuch fielen mir die Illustrationen in der Speisekarte auf: ein Stück Toastbrot, ein Glas Limonade, alle in einem eigenen Stil, der mir so gefiel, dass ich Monate später dem Bar-Team eine Mail schrieb mit der Bitte, ob sie mir vielleicht den Namen der Zeichnerin verraten könnten. So fand ich Carlota, Carlota Maschwitz, die mir voller Freude zurückschrieb, dass sie gerne bereit sei, meine máquina azul zu zeichnen. Kurze Zeit später landete eine digitale Version in meinem Postfach – und die originale Zeichnung in meinem Briefkasten.